Sperrig und leicht schleppend kommt ‘Stuck’ auf ‘Won’t Call Back’ von Quieter aus Seattle auf den unvorbereiteten Hörer daher.
Statt Grunge, Arty-farty-Punk oder knallharten Mosh spielt das junge Quartett eine schöne Mischung aus lauten und leisen, wütend und melancholischen Passagen, wie er in den 90er Jahren als Midwest-Emo durchging.
Wahrscheinlich ist es ein wenig unangemessen hier gleich eine Genre-Größe wie Sunny Day Real Estate anzubringen, per se gibt so ein Vergleich aber zumindest einmal die grobe Marschrichtung vor, in die sich die Sache bewegt: Spannung wird immer wieder durch den Wechsel zwischen ruhig, getragenen (Gesangs-)Passagen und Momenten, in denen die Handbremse gelöst wird, erzeugt und der Song ein wenig ausbricht. Ganz typisch umgesetzt und auch gut gelungen ist das etwa gegen Ende des vierten Songs (‘New Years//Old Fears’) bei dem im Hintergrund ein zweiter/dritter Sänger leise abgemischt dahergrölt. Die Klasse der großen Vorbilder wird zwar nicht erreicht, weil in Bezug auf Wiedererkennungswert und Songwriting Raum für Verbesserung besteht, schaden tut es aber nicht, sich nach dem Demo und der Vorab-Single ‘We Only Fell In Love To Fall Apart’ mit den fünf anderen Songs der EP zu beschäftigen.
Textlich liefern Quieter genug Anlässe sich die Laune vermiesen zu lassen, anderseits sollte man Musik auch ihrer therapeutischen/kathartischen Wirkung wegen konsumieren, weshalb ich auch nach mehrfachem Durchhören von ‘Won’t Call Back’ nicht verzweifelt zu Chips, Schokolade oder einer Rasierklinge greife – andererseits ist auch nicht jeder mit einer emotionalen Lederhaut gesegnet wie ich. Und selbst wenn, würde ich mich immer wieder an das Motto der Band halten: “Mosh the tears away“.
Quieter haben einen kleinen Teaser der kommenden EP “From Me To You” veröffentlicht. Prinzipiell im bisherigen Stil gehalten, scheint man in Bezug auf das Songwriting eine Schippe draufgelegt zu haben.