In einem Review zu Low Road Ramble, dem zweiten Album des Americana-One-man-band-Künstlers Chucky Waggs heißt es sinngemäß, die Musik eigne sich prima, um im Sommer auf der Veranda Whiskey und Limonade trinkend zu sitzen.
Eine Südstaaten-Veranda am Besten, die ich hier in Deutschland nicht habe, aber dank der globalen Erwärmung kommen beim Thema Sommer auch noch im Dezember entsprechende Gefühle auf- zumindest wenn man Limonade zur Hand hat und die Musik von Chucky Waggs auflegt.
Nach dem ersten, in Eigenregie veröffentlichtem Debüt namens ‘Company of Raggs’, erscheint das zweite Album via Let’s Pretend Records aus Bloomington, Indiana. Zudem hat sich der Singer/Songwriter aus Eureka Springs, Arizona, bürgerlich Charles Adam Wagner, für einige der insgesamt 11 Songs einige Studio/Session-Musiker hinzu geholt, die ihn wohl auch live ab und an unterstützen. Ansonsten spielt der gute Mann so ziemlich alles, was das Potpourri traditioneller US-amerikanischer Musik so hergibt:ob Gitarre, Banjo, Mundharmonika oder Kazoo. Das klingt jetzt alles andere als punkig, ist es musikalisch im Grunde auch nicht , viel eher stehen Country, Bluegrass oder Folk auf der Speisekarte. Das kennt man in ähnlicher Form von anderen Künstlern/Sängern, etwa von Tim Barry (Avail) oder Tim Vantol.
Die Songs sind aber noch ein ganzes Stück erdiger und kerniger als bei den genannten Referenzen, musikalisch ist das kein Punk-Folk-Crossover, sondern sehr klassisch und traditionell angelegt. Textlich, von der Energie und der ganzen Ethik/Herangehensweise her lassen sich aber durchaus Anknüpfungspunkte zum Punk/HC-Genre finden.
Keine Ahnung, wie man das als US-Amerikaner beurteilt, wenn so ein zotteliger Typ Musik spielt, die man gemeinhin woanders hin verortet. Auf die deutsche Situation übertragen finde ich das ja immer ein wenig affig und aufgesetzt, einzig die ganzen Hillbilly-Cowboy-Punks aus der bayerischen Provinz dürfen das – aber da hat es auch immer so einen komödiantischen/grotesken Beigeschmack. Chucky Waggs meint das auf Low Road Ramble ernst und macht das für mich als Außenstehenden auch gut–Reinhören!