Buzz Rodeo – Sports Review und Stream

Buzz Rodeo – Sports Review und Stream 1

Eine

Medaille haben sich potenzielle Käufer des ersten Buzz Rodeo-Albums namens Sports nicht nur per se verdient, sondern sie bekommen diese besondere Auszeichnung sprichwörtlich auf dem Platten- respektive Präsentierteller serviert.

Aber auch musikalisch wissen Buzz Rodeo sportliche Akzente zu setzen – ob es zu mehr als einer lobenswerten Erwähnung in Form einer Teilnehmerurkunde gereicht hat, verrate ich in den nachfolgenden Zeilen.

Auf dem Debüt der drei Herren aus der Ländle-Hauptstadt tummeln sich insgesamt 11 Songs, die an die späten 80er/Mitte der 90er Jahre erinnern und musikalische Fäden aufnehmen, die zum einen in Deutschland von BluNoise Records gesponnen wurden und andererseits von jenseits des Atlantiks –genauer gesagt aus Washington, DC und Detroit (bzw. Chicago)– herüberreichten: Dischord und Touch & Go hatten nachdem die erste/zweite Welle so langsam am Abklingen war, musikalisch umgesattelt und verstärkt Bands aus dem– im weitesten Sinne- Post-Hardcore herausgebracht. Aus der variierenden Schnittmenge von Post-Hardcore und Noise-Rock generieren Buzz Rodeo ihr eigenes explosives Gemisch. Okay, Thema beendet, Review fertig, denn alle wissen jetzt Bescheid…oder eben doch nicht.

Um ehrlich zu sein habe ich diese Art von Musik in den 90ern links liegen lassen, das war mir damals viel zu angestrengt und überambitioniert. Ich war da musikalisch, sagen wir es einmal beschönigend, eher “schlicht” unterwegs. Fugazi gingen ja gerade noch so, ebenso Drive Like Jehu, weil ich öfters positive Rezensionen darüber in Fanzines wie HeartattaCk las. Aber spätestens bei den ganzen Touch & Go-Sachen war für mich Schluss. Von den ganzen BluNoise-Veröffentlichungen will ich erst gar nicht reden. Die Verbindung zwischen den Necros und Jesus Lizard sah/hörte ich einfach nicht.

Zudem erinnerte mich der Sound viel zu oft an schlecht besuchte Nachwuchsband-Festivals und Gymnasium-Oberstufenparties auf denen ich mich mangels besserer Alternativen und einen großen Portion Langeweile herumtrieb.

Was das jetzt mit Buzz Rodeo zu tun hat? Nicht besonders viel, ich schweife ab, aber es sind eben diese Gedanken, die mich plagen, wenn ich Sports laufen lasse. Nur das eben jetzt Mal so nebenbei 20 Jahre vergangen sind und es seltsam anmutet über Musik zu schreiben, die mir damals ganz eindeutig am Arsch vorbei ging. Aber wie mimte Bushido so schlecht: “Zeiten ändern dich” – und so finde ich überaus viel gefallen am von Whosbrain Records und Radio Is Down in Zusammenarbeit veröffentlichten Material: Es sprudeln die Ideen, Melodien und wiederkehrende Elemente werden immer wieder durch querschießende Parts, einer ganze Spur Noise und Dreck, zerrütet, wieder aufgenommen und zerstossen; der Bass treibt sein Unwesen, die Rhythmus-Fraktion darf sich auch austoben. Das ist nicht gerade Musik, die ich zum Entspannen auflegen würde. Wo ich aber früher schreiend weggelaufen wäre, höre ich nun gespannt zu. Das hat weniger mit meiner musikalischen Toleranz und meinem Weitblick zu tun (okay vielleicht ein bißchen…) als vielmehr mit der Qualität des Trios. Mein Favorit ist übrigens Brick Lane, der eine perfide Ohrwurm-Qualität besitzt. Bei Buzz-Rodeo ist immer etwas los, ohne dass die Jungs in pures Chaos oder gekonnt arrangierte Langeweile abdriften.

Eine weitere Sache, die nur indirekt etwas über die Musik verrät, aber bestimmt etwas über die Musiker und beteiligten Labels, ist die Aufmachung des Albums. Für Käufer der CD- bzw. der Vinyl-Version hat man sich besonders viel Mühe gegeben und diese Liebe zum Detail muss besondere Erwähnung finden. Die in kleiner Auflage auf 180g gepresste LP gibt es in einer “special” (mit Plastik-Emblem) sowie “very special“-Version: letztere kommt mit Metall-Emblem, Kartenspiel etc (siehe Bilder unten). Habe ich selber zwar nicht, schaut aber wirklich sehr verlockend aus.  Selbst tendenziell vernachlässigte CD-Käufer bekommen einiges fürs Geld bekommen. Der ansonsten inflationäre Gebrauch von Superlativen ist an dieser Stelle also absolut gerechtfertigt – siehe Bilder unten (alle Bilder : Bandcamp-Seite)

Als kleines Fazit kann ich festhalten, dass es zum Glück noch Bands wie Buzz Rodeo gibt , die zu später Einsicht neigenden Menschen eine Möglichkeit geben, auch aktuelle Vertreter eines zuvor ignorierten Genres kennenzulernen. Ob das was Buzz Rodeo auf Sports sowie andere Bands wie die aus Toronto stammenden Metz veranstalten (noch/wieder) eine Relevanz für den aktuellen popkulturellen Diskurs besitzt,  geschenkt und völlig egal. Kann ich auch gar nicht beurteilen. Was aber Buzz Rodeo auf ihrem Debüt veröffentlicht haben, macht mir zumindest viel mehr Spaß als irgendwelche Bundesjugendspiele. Von daher bin ich durchaus geneigt für ihr besonders wertvolles Bemühen um meine musikalische Späterziehung so etwas wie meine eigene, kleine Siegerurkunde zu verleihen!

Buzz Rodeo – Sports Hörprobe & Links

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