Pessimistic Lines – Overcome LP (2014)

Pessimistic Lines - Overcome LP (2014) 1

Ihr Debüt namens ‘Overcome’ veröffentlichten die Stuttgarter HC/Punk-Band Pessimistic Lines ja bereits im letzten Jahr, durch mein selbst auferlegtes Exil auf der dunklen Seite des Mondes, habe ich aber erst jetzt nach Verlassen des Tals der Ahnungslosen von dieser Band und ihrem musikalischen Output gehört. Daher, ohne weiter herumzuschwafeln, diese verspätete Besprechung.

12 Song in knapp 15 Minuten, der letzte namens ‘Overcome’ als großer Ausreißer mit 2:51 Minuten Länge -wo andere erst die Gitarren stimmen, haben die Jungs wahrscheinlich bereits 2 Live-Sets gespielt , was ich im Falle der einseitig bespielten 12″ (bzw. Kasettentapes…mein Rechtschreibprogramm gibt eine unbekannte Fehlermeldung heraus btw…) als Kompliment verstanden wissen will. Alte Schule Hardcore-Punk, sowohl musikalisch als auch von der Attitüde ist das jederzeit sowohl mächtig, als auch mit viel snottiger Attitüde vorgetragen – keine weitere Cookie Cutter-Youth Crew-Band, schon eher eine mit der man nach getaner Arbeit ein Bier trinkt.

Wenn man ein verbohrter Snob wäre könnte man ihnen vorwerfen, dass sie musikalisch kaum über den 80/90er-Teller blicken, was in Anbetracht der Qualität der Songs der Band und uns egal sein dürfte.

Stellt euch einfach vor, all eure Lieblings-Hardcore und Punkbands werden zusammengemischt, die schlechten und langweiligen Parts rausgeschmissen und nochmal auf das Wesentliche reduziert. Genau genommen ist “zusammengemischt” eine falsch gewählter Ausdruck, denn sie gehen messerscharf analysierend vor, sezieren sehr kunstfertig einen zugegeben längst toten Körper und hauchen ihm neues Leben ein.

Pessimistic Lines sind mit rasiermesserscharfen Messern hantierende Chirurgen, die in einem ansonsten von grobmotorischen Metzgern bevölkertem Genre ihr Handwerk verrichten, nicht jedoch ohne sich vor-und hinterher ‘nen Kurzen hinter die Binde zu kippen.

Das macht sie nicht nur auf sympathisch, sondern auch recht einzigartig. Mir fällt spontan keine weitere Band aus Deutschland ein, die so authentisch (und ergo amerikanisch) klingt wie Pessimistic Lines auf ‘Overcome’.

Oftmals fallen bei der Beschreibung des Sounds Namen wie Bad Religion, Strike Anywhere oder Gorilla Biscuits – was ich aber nur teilweise so nachvollziehen kann, etwa wenn es darum geht, die durchaus vorhandenen melodischen Elemente des Sounds zu beschreiben.

Ich möchte den Faden mit den Lieblingsbands aufnehmen, mir persönlich fallen ein paar andere Vertreter ein. Song Nummer 2 ‘Rotten’ (neben ‘Disbanded’ einer meiner Favoriten) hätte sich gut auf einer der ersten zwei Catharsis-Platten oder Integrity gut gemacht, ohne deren beschissene Solis, den latenten Metalsound und Dwids Psychogequtasche. Das angesprochene ‘Disbanded’ legt los wie die Feuerwehr, ganz frühe Sick of It All, No For An Answer oder 97A aus dern 90ern können eine ähnliche Intensität vorweisen, gegen Ende wandelt sich der Song, wird langsamer und melodischer. Mir will partout nicht einfallen, wo ich diese geniale Melodie im Hintergrund (0:46-0:49) vielleicht schon einmal gehört habe – ist für mich der schönste Moment des Albums.

Hörprobe: Pessimistic Lines – Overcome & weitere Infos

Die Vergleiche zu Strike Anywhere finden sich in den nächsten Songs, die vor allem von der Gitarrenarbeit her an die Jungs aus Richmond, VA erinnern – das knochentrockene, treibende Grundgerüst wird um einige melodische Elemente erweitert.

Ganz persönlich hätte ich mir noch mehr Mut zur Reduktion gewünscht und einige der Songs im letzten Drittel ganz weggelassen – eine knackige 10″ hätte es auch getan. Trotz der Einschränkung bleibt das Full-Length-Debüt von Pessimistic Lines ein überdurchschnittlich starkes Album bei dem es sich so verhält wie Essen beim Lieblingsitaliener: sattsam bekannt, aber man entdeckt sofort, dass der Chef einen neuen Koch eingestellt hat, der den alten Gerichten neues Leben einhaucht.

https://www.facebook.com/Pessimistic-Lines-288591345200/info/?tab=page_info

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